personal views

ein intermediales Projekt zu Identitätskonstruktionen in der privaten Fotografie.

personal views ist ein intermediales Projekt zum Thema Privatfotografie und Privaträume. Private Fotografien sind durch die technische Entwicklung und quantitative Verbreitung von Kleinbildkameras, Farbfilmen und insbesondere Diafarbfilmen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Alltag präsent. Die von Privatpersonen angefertigten Fotografien sind identitätsprägende Bilddokumente, die einen unmittelbaren Einblick in gesellschaftlich-soziale Realitäten geben und zugleich die Inszenierung dieser Realitäten zeigen.

Diafotografie war eine für die 1950er bis 1990er Jahre typische fotografische Praxis. Als Lichtbildprojektionen, als Kino zu Hause, waren Diabilder in besonderer Weise mit den Räumen des Privaten verbunden. Das Projekt personal views öffnet Blicke auf diese privaten Welten und initiiert einen Diskurs über fotografische Handlungsweisen und ikonografische Bildmuster des Alltags.

Aus anonymen fotografischen Nachlässen hat die Künstlerin Susanne Wehr Tausende Diafotografien gesammelt und diese nach häufig vorkommenden Bildsujets aus dem häuslichen und persönlichen Bereich kategorisiert. Zu 25 exemplarischen Bildmotiven – z. B. Familiengruppenbildern, Porträts, Stillleben, Ansichten von Wohnräumen – entfalten die AutorInnen Rainer Totzke und Birgit Szepanski in literarischen und medienphilosophischen Essays Betrachtungsmöglichkeiten.

Mit der Webseite personal views  findet eine Verlinkung zu im Internet präsentierten digitalen Privatfotografien statt. Die verschiedenen Bildarchivierungssysteme, die fotografischen Handlungsweisen und Bildsujets der digitalen und analogen Privatfotografien des 20. und 21. Jahrhunderts rücken damit als zu vergleichende Zeit-Zeichen in den Fokus.

Unter der Rubrik Freunde auf der Webseite personal views erweitern eingeladene KünstlerInnen und AutorInnen in vielfältigen medialen Kommentaren das Themenfeld der Privatfotografie. Dadurch realisiert sich die dem Internet wesentlich zugrunde liegende Idee der Vernetzung und der Gleichwertigkeit nebeneinanderstehender Beiträge und Arbeiten.

Dr. Birgit Szepanski

Das Projekt wurde zum Europäischen Monat der Fotografie 2010/11 entwickelt und in den beteiligten Städten des EMOP gezeigt.